WingTsun wird in einer Gruppe trainiert, aber individuell. Die Fähigkeiten des einzelnen werden gefördert und ausgebaut.
Geschichte des WingTsun
WingTsun-Lehrer sind gegen jede Form von Gewalt. WingTsun ist reine Selbstverteidigung.
WT-Lehrer geben ihr Wissen in einer partnerschaftlichen und entspannten Atmosphäre weiter.
Die Verteidigungsfähigkeit ist durch konzentriertes und regelmässiges Training zu erlernen.
Im Mittelpunkt steht eine einmalige und facettenreiche Technik, die nur durch konzentriertes Üben und bewusstes Sich-Einlassen erlernt werden kann. Fließende Bewegungen und plötzliche Schnelligkeit gehen in einem systematischen und koordinierten Bewegungsablauf ineinander über. Sie verschmelzen zu einer neuen und kraftvollen Einheit. Das systematische Erlernen von WingTsun steigert die körperliche und geistige Flexibilität und fördert die Wahrnehmungsfähigkeit. Den Weg dahin ergänzen gezielte Entspannungs- und Konzentrationstechniken sowie Atemübungen, die den Körper wieder „auftanken“.
WingTsun baut auf dem vorhandenen Potential der Schüler auf. Nicht Muskelkraft und Kondition sind die Voraussetzungen für WingTsun, sondern die Bereitschaft, sich auf seinen Körper einzulassen, seine Stärken kennenzulernen und zu nutzen. Das Erlernen eines koordinierten und gesunden Bewegungsablaufs sowie eine geschärfte Wahrnehmung stehen im Mittelpunkt des Trainings.
Wer WingTsun lernt, entwickelt ein neues Körperverständnis und ein neues Selbstbewusstsein. Durch intensives Training erhalten die Schüler mehr Sicherheit, sie werden sich ihrer selbst und ihrer Möglichkeiten bewusst.
Allein dieses neuerarbeitete Selbstbewusstsein und das körperliche Bei-sich-Sein führt zu einem neuen Lebensgefühl. Persönliche Einschränkungen spielen im Alltag keine grosse Rolle mehr. Das Leben ist vielseitiger und lebendiger. WingTsunler verlassen die „Opferrolle“ und kommen schon deshalb seltener in gefährliche Situationen.
Und wenn es doch dazu kommt, verfügen sie über eine effektive, waffenlose Technik. WingTsun ist konsequente Selbstverteidigung. WingTsun nimmt die Kraft des Angreifers auf, lenkt sie in seine eigene Kraft um, verstärkt sie und richtet sie gezielt gegen den Angreifer.
Dieser Ablauf gleicht dem Schachspiel. Der Schachspieler ist eins mit seinen Figuren und kennt instinktiv seinen nächsten Zug, weil er das Handeln seines Gegenübers im Vorfeld durchdacht hat. So auch der WingTsunler : In Aktion setzt er seine Reflexe unmittelbar ein.
Geschichte des WingTsun
Wir möchten darauf hinweisen, dass die folgende Geschichte eine Legende ist und in Ihrer Form von uns gekürzt. Die Informationen haben wir größtenteils aus dem Buch “Die Geschichte des Yip-Man-WingTsun-Stiles” (erhältlich über den Wu Shu – Verlag Kernspecht). Über den Wahrheitsgehalt der Legende lässt sich wahrlich streiten, jedoch ist die Geschichte ab Leung Jan schriftlich belegt.
Nachdem das Shaolin-Kloster in China zerstört wurde, ließ sich die buddhistische Meisterin Ng Mui im Tempel des weißen Kranichs am Hang des Tai-Leung-Berges nieder. Dort machte sie Bekanntschaft mit Yim Yee sowie seiner Tochter Yim WingTsun, bei denen sie auf dem Heinweg oft einzukaufen pflegte. Durch die Schönheit der jungen Yim WingTsun wurde ein stadtbekannter Schläger angelockt, der sie unter Androhung von Gewalt zwingen wollte, ihn zu heiraten. Als die buddhistische Meisterin Ng Mui davon hörte, hatte sie Mitleid mit WingTsun und nahm sie als Schülerin auf. Sie versprach ihr die Kunst des Kämpfens beizubringen damit sie sich selbst des Schlägers entledigen konnte. Als sie die Techniken, die ihr Ng Mui beibrachte, meisterte, forderte sie den Schläger zum Kampf auf und besiegte ihn. Darauf hin verließ Ng Mui WingTsun und setzte ihre Reise durch das Land fort.
Aus diesem Bericht kann man entnehmen, dass das WingTsun von der buddhistischen Nonne Ng Mui stammt und der Name des Systems von der ersten Schülerin.
Nach der Hochzeit gab Yim WingTsun das System dann an ihren Ehemann Leung Bok Chau weiter, der wiederum Leung Lan Kwai unterrichtete. Leung Lan Kwai brachte diese Kunst dann Wong Wah Bo bei, einem Mitglied einer Operntruppe an Bord einer Roten Dschunke. Unter den Kameraden von Wong Wah Bo auf der Roten Dschunke gab es einen gewissen Leung Yee Tei, der die Sechs-und-ein-halber-Punkt-Langstock-Technik von einem Koch des Schiffes gelernt hatte. Am Ende stellte sich heraus, dass der Koch kein geringerer war als der Chi Shin, welcher ebenfalls aus dem abgebrannten Shaolin-Kloster geflohen war. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wong Wah Bo und Leung Yee Tei führte zum Informationstransfer von einem Kung-Fu-Stil zum anderen und endete letztlich damit, dass die oben erwähnte Langstocktechnik Bestandteil des WingTsun-Systems wurde. Leung Yee Tei unterrichtete dann Leung Jan, einen berühmten Arzt aus der Stadt Fatshan. Leung Jan lernte alle Geheimnisse dieser Kunst und erreichte den höchsten Grad an Perfektion. Herausforderer, die von Nah und Fern kamen, wurden alle besiegt. Dieser gab später seine Techniken an Chan Wah Shun weiter, der u. a. Yip Man unterrichtete. Leung Ting seinerseits war der letzte Schüler von Großmeister Yip Man. Er wurde als Schüler angenommen als die Schule von Yip Man bereits geschlossen war und dieser sich vom Unterrichten zurückgezogen hatte. Somit wird Leung Ting heute als der sog. “Closed-Door Student” bezeichnet.
Über viele Stationen hin gelang dann das WingTsun-System schließlich an den verstorbenen Großmeister Yip Man, der das klassische WingTsun System als erster an mehrere Schüler unterrichtete, unter anderem auch Bruce Lee und den jetzigen Großmeister Leung Ting, einer der letzten Schüler Yip Mans, Begründer des Leung Ting WingTsun.
(Hinweis zu der Schreibweise “Wing Chun”: Diese Schreibart nutzt man als Oberbegriff aller sog. Wing Chun-Stile, da weitere Schüler des Großmeisters Yip Man ihre Interpretation des Wing Chun-Stiles auch weiter lehren.
Die Schreibweise “Wing Tsun” wird insbesondere im “Leung Ting Wing Tsun” verwendet. )
Großmeister Leung Ting begann, das System auch auf internationaler Ebene zu verbreiten und zu unterrichten und wurde somit 1976 von dem heutigen Großmeister Keith R. Kernspecht nach Deutschland eingeladen, um ihn dieses WingTsun-System zu lehren.
Durch die Pionierarbeit des Großmeisters Kernspecht wurde somit das Leung Ting WingTsun System in Deutschland eingeführt – heute gibt es bereits in fast ganz Europa mehrere Tausend Schulen.
GM Kernspecht selbst hat durch seine fortwährend wissenschaftliche Betrachtungsweise das WingTsun System innerhalb der EWTO nunmehr an die heutigen Anforderungen bezgl. Selbstverteidgung angepasst, um insbesondere die Selbstverteidgungsfähigkeit der Schüler im Vordergrund zu behalten und diese schnellstmöglich zu vermitteln.
Großmeister Kernspecht besucht regelmäßig die Schule unseres Sifus Michael Schwarz, um persönlich Lehrgänge im Raum Püttlingen/ Völklingen / Homburg zu leiten und sein Wissen und Können weiterzugeben.
Die Gelegenheit, einen Großmeister auch “life” erleben zu können.
Für ein hohes Maß an Qualität steht seit Jahrzehnten Dai – Sifu Michael Schwarz
Schulleiter von Schulen im Saarland, Belgien, Luxemburg und Frankreich
Nationaltrainer Wallonie (Belgien)
Nationaltrainer Luxemburg
Michael Schwarz probierte sich zunächst in Karate, Judo und Boxen bevor er 1978 zum WT kam. Da er bereits im September 1980 eine WT-Gruppe in Völklingen eröffnete und somit schon seit über 30 Jahren unterrichtet, darf er sich getrost als einer der Pioniere der EWTO, dem europäischen Dachverband des internationalen WingTsun Leung Ting-Systems, bezeichnen.
Der gelernte Bankkaufmann ist seit 30 Jahren Privatschüler von Großmeister Keith Kernspecht; außerdem wird er seits 7 Jahren in einer speziellen Meisterklasse von GGM Leung Ting unterrichtet. Ebenfalls seit fast 30 Jahren ist Dai Sifu Michael dem Waffenkampfsystem ESCRIMA verbunden; hier steht jedoch für ihn die persönliche Freundschaft zu Großmeister Bill Newman im Vordergrund.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Dai SiFu Michael intensiver mit den Philosophien des WT-Systems und anderer “weicher Stile”. Er erkennt immer mehr deren Notwendigkeit, auch im Zusammspiel mit ChiKung, um die ganze Komplexität “unseres” Systems zu begreifen. Sehr wichtig ist für Michael Schwarz der Umgang und das Verhältnis mit seinen Schülern. Er versucht jedem die Möglichkeit zu geben, einen möglichst großen Einblick in das WT-System zu bekommen. Die Größe seiner Technikerklasse, die innerhalb der EWTO als einzigartig gilt, dürfte der Beweis hierfür sein.
M. Schwarz ist Inhaber des 8. PG WT und ist somit einer der 11 höchst graduierten WingTsun-Meister der Welt. Weiterhin hat Dai SiFu Schwarz den 1. TG im Escrima inne; mit seinem Lehrer, Großmeister Bill Newman, verbindet ihn eine langjährige Freundschaft
Cheftrainer und Leiter der WingTsun Schule Luxemburg
6. Meistergrad WingTsun
Sifu Rolf ist seit Jahren selbständiger professioneller WingTsun Lehrer. Neben seinen Lehrtätigkeiten in Luxemburg unterstützt Sifu Rolf seinen Lehrer Dai-Sifu Michael Schwarz an der WingTsun Akademie Püttlingen im Bereich der Schüler- und Technikerausbildung.
Die Formen im WingTsun
Es existieren insgesamt 6 Formen im WingTsun. Die Formen in den chinesischen ünsten sind allerdings nur schwer vergleichbar mit den “Katas” in den japanischen Kampfkünsten. Der Unterschied besteht u.a. darin, dass die Formen keinen Kampf gegen imaginäre Gegner darstellen sondern dass man hier die einzelnen Positionen und Techniken übt. Somit spricht man von sog. “internen Formen” im WingTsun, während Katas als “externe Formen” angesehen werden. Obwohl sie nicht sehr spektakulär aussehen, sind sie unerlässlich für das richtige Erlernen des WingTsun-Systems. Somit erhalten Sie einen großen Stellenwert innerhalb des WT. Im Folgenden sind die 6 Formen detailliert beschrieben
Der Name Siu-Nim-Tao hat große Bedeutung für jeden der WT erlernen möchte. Mit der SNT beginnt das Studium des WingTsun und schon dem Anfänger wird erklärt: “Wenn die Siu-Nim-Tao falsch ist, wird der/die KungFu-Schüler/-in in der Kampfkunst versagen.” Diese Form wird noch ohne Schritttechniken im Vorkampfstand IRAS geübt, wobei dem Unterkörper ein oftmals nicht beachteter Zweck zukommt. Diese Form beinhaltet die wichtigsten und fundamentalsten Kampf-Techniken des WingTsun-Systems. Der Name, „Die kleine Idee“, soll dem Anfänger verdeutlichen, dass er eine erste Idee haben soll, eine nötige Einstellung zum Erlernen der Grundtechniken des Systems. Die SNT stellt zwar die erste Form dar, welche der Schüler erlernt, was aber keinesfalls bedeutet, das dies eine Form nur für Anfänger ist.
Chum-Kiu bedeutet, die Arme des Gegners zu suchen, damit über diese eine Brücke zum Gegner geschlagen werden kann, über die der Angriff zu ihm getragen wird. Diese Form ist die Übungsfolge für den schon Fortgeschrittenen, der schon die 1.Form, Siu-Nim-Tao, erlernt hat. In der 2.Form lernt man jetzt, sich gegen die Angriffe des Gegners zu verteidigen, indem man eine Brücke über seine Arme geschlagen hat und so der Kontakt hergestellt ist. Die Techniken der Chum-Kiu-Form sind in jedem Falle ausreichend, um sich gegen schwerste Angriffe (Schläge,Tritte, Halten, Hebeln, Werfen, Würgen) erfolgreich zu wehren und den Angreifer unschädlich zu machen. In dieser Form werden bereits Schritte, Tritte und Wendungen mit gleichzeitigen Armbewegungen praktiziert.
Die Biu-Tze ist die dritte und fortgeschrittenste (waffen- und gerätelose) Form im WT. In WT-Kreisen sagt man: “Die Biu-Tze verlässt niemals das Haus”. Damit meint man, diese Form erlernt nur der, der sich seinem Si-Fu gegenüber als vertrauenswürdig und fleißig erwiesen hat. Während die erste Form die Grund- und die zweite Form die Verteidigungstechniken liefert, handelt es sich bei der dritten Form um aggressive und gefährliche Angriffstechniken. Die Techniken der 3.Form sind hauptsächlich raffinierte Angriffe mit Fingern, Ellbogen, Handkanten und Fäusten sowie Taktiken gegen besondere Angriffe und eine ausgeklügelte Fußarbeit. Weiterhin wird durch das ständige Üben der Biu-Tze eine neue Art der Kraft ( peitschende, schneidende Kraft ) erlernt, welche der Kraft aus den vorhergehenden Formen überlegen ist. Die Biu-Tze ist eine sehr elegante und geschmeidige Form, deren Bewegungen manchmal an eine gefährliche Schlange erinnern.
Die Holzpuppen-Techniken gehören zum fortgeschrittensten ( waffenlosen ) Unterrichtsprogramm des WingTsun. Insgesamt gibt es 116 Bewegungen in der Holzpuppenform. Davon sind 16 Tritte, acht für das linke und acht für das rechte Bein. Es gibt spezielle Bewegungen in der Puppenform, die gegen bestimmte Grundbewegungsmuster der anderen Formen entwickelt worden sind. Oft kann mit der Puppenform ein langsamerer und schwächerer Schüler schnellere und stärkere Mitschüler besiegen, die dieses fortgeschrittene Programm noch nicht erlernt haben.
Die Geschichte der Langstockform oder “6 1/2 Punkt Form” geht zurück auf den Mönch Chi Shin. In der weiteren Geschichte soll Leung Yee Tai dieses Wissen gegen das Wissen um die waffenlosen Boxtechniken von Wong Wah Bo getauscht haben. Somit fand der Langstock seinen Weg in das WT. Obwohl sich der Stand und die langen Armpositionen stark von den waffenlosen WingTsun-Techniken unterscheiden, werden dieselben Prinzipien und Konzepte angewendet.
Die Doppelmesser-Technik wird als das höchste ( vielleicht sogar als das einzige tatsächliche ) Geheimnis im WingTsun behandelt. Ebenso wie beim Langstock nimmt man an, dass unter Großmeister Yip Man nicht mehr als 4 Personen die berühmte Bart-Cham-Dao-Technik vollständig erlernt haben.
Philosophien
Drei grundlegende Philosophien sollen das WingTsun geprägt haben. Diese Prägung bezieht sich jedoch keinesfalls nur auf das technische System, sondern auch auf die Einstellung zum Erlernen sowie die familiäre Struktur des WingTsun. Die folgende Aufzählung ist nur als ganz großer Umriss zu sehen.
“Der Mensch tritt ins Leben weich und schwach,
er stirbt hart und stark,
Alle Wesen treten ins Leben weich und zart,
sie sterben trocken und dürr.
Darum: Das Harte und Starke ist Begleiter des Todes,
das Weiche und Schwache ist Begleiter des Lebens.
Daher: Ist ein Kriegsheer stark,
dann siegt es nicht.
Ist ein Baum stark,
dann ist er am Fall.
Das Starke und Große bleibt unten,
das Weiche und Schwache bleibt oben.”
(Tao Te King)