Geschichte des WingTsun

Was ist WingTsun?

WingTsun wird in einer Gruppe trainiert, aber individuell. Die Fähigkeiten des einzelnen werden gefördert und ausgebaut.

WingTsun-Lehrer sind gegen jede Form von Gewalt. WingTsun ist reine Selbstverteidigung.

WT-Lehrer geben ihr Wissen in einer partnerschaftlichen und entspannten Atmosphäre weiter.

Die Verteidigungsfähigkeit ist durch konzentriertes und regelmässiges Training zu erlernen.

Im Mittelpunkt steht eine einmalige und facettenreiche Technik, die nur durch konzentriertes Üben und bewusstes Sich-Einlassen erlernt werden kann. Fließende Bewegungen und plötzliche Schnelligkeit gehen in einem systematischen und koordinierten Bewegungsablauf ineinander über. Sie verschmelzen zu einer neuen und kraftvollen Einheit. Das systematische Erlernen von WingTsun steigert die körperliche und geistige Flexibilität und fördert die Wahrnehmungsfähigkeit. Den Weg dahin ergänzen gezielte Entspannungs- und Konzentrationstechniken sowie Atemübungen, die den Körper wieder „auftanken“.

WingTsun baut auf dem vorhandenen Potential der Schüler auf. Nicht Muskelkraft und Kondition sind die Voraussetzungen für WingTsun, sondern die Bereitschaft, sich auf seinen Körper einzulassen, seine Stärken kennenzulernen und zu nutzen. Das Erlernen eines koordinierten und gesunden Bewegungsablaufs sowie eine geschärfte Wahrnehmung stehen im Mittelpunkt des Trainings.

Wer WingTsun lernt, entwickelt ein neues Körperverständnis und ein neues Selbstbewusstsein. Durch intensives Training erhalten die Schüler mehr Sicherheit, sie werden sich ihrer selbst und ihrer Möglichkeiten bewusst.

Allein dieses neuerarbeitete Selbstbewusstsein und das körperliche Bei-sich-Sein führt zu einem neuen Lebensgefühl. Persönliche Einschränkungen spielen im Alltag keine grosse Rolle mehr. Das Leben ist vielseitiger und lebendiger. WingTsunler verlassen die „Opferrolle“ und kommen schon deshalb seltener in gefährliche Situationen.

Und wenn es doch dazu kommt, verfügen sie über eine effektive, waffenlose Technik. WingTsun ist konsequente Selbstverteidigung. WingTsun nimmt die Kraft des Angreifers auf, lenkt sie in seine eigene Kraft um, verstärkt sie und richtet sie gezielt gegen den Angreifer.

Dieser Ablauf gleicht dem Schachspiel. Der Schachspieler ist eins mit seinen Figuren und kennt instinktiv seinen nächsten Zug, weil er das Handeln seines Gegenübers im Vorfeld durchdacht hat. So auch der WingTsunler : In Aktion setzt er seine Reflexe unmittelbar ein.

Geschichte des WingTsun

Wir möchten darauf hinweisen, dass die folgende Geschichte eine Legende ist und in Ihrer Form von uns gekürzt. Die Informationen haben wir größtenteils aus dem Buch “Die Geschichte des Yip-Man-WingTsun-Stiles” (erhältlich über den Wu Shu – Verlag Kernspecht). Über den Wahrheitsgehalt der Legende lässt sich wahrlich streiten, jedoch ist die Geschichte ab Leung Jan schriftlich belegt.

Die Formen im WingTsun

Es existieren insgesamt 6 Formen im WingTsun. Die Formen in den chinesischen ünsten sind allerdings nur schwer vergleichbar mit den “Katas” in den japanischen Kampfkünsten. Der Unterschied besteht u.a. darin, dass die Formen keinen Kampf gegen imaginäre Gegner darstellen sondern dass man hier die einzelnen Positionen und Techniken übt. Somit spricht man von sog. “internen Formen” im WingTsun, während Katas als “externe Formen” angesehen werden. Obwohl sie nicht sehr spektakulär aussehen, sind sie unerlässlich für das richtige Erlernen des WingTsun-Systems. Somit erhalten Sie einen großen Stellenwert innerhalb des WT. Im Folgenden sind die 6 Formen detailliert beschrieben

Philosophien

Drei grundlegende Philosophien sollen das WingTsun geprägt haben. Diese Prägung bezieht sich jedoch keinesfalls nur auf das technische System, sondern auch auf die Einstellung zum Erlernen sowie die familiäre Struktur des WingTsun. Die folgende Aufzählung ist nur als ganz großer Umriss zu sehen.

Taoismus

Der Taoismus gilt als die Lehre vom Nachgeben, Fließen und dem Einklang mit der Natur. Diese Philosophie geht zurück auf Lao-Tse sowie sein Werk Tao Te King, welches über 2000 Jahre alt ist. In der Übertragung auf das WingTsun bedeutet Taoismus u. a. das Fließen von Bewegungen, dem Nachgeben der gegnerischen Kraft sowie der Vermeidung von starren, unbeweglichen Positionen. Jedoch darf der Taoismus keinesfalls mit Schwäche oder opportunem Handeln verwechselt werden. Vielmehr ist die ständige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowie die Eigenschaft sich an jedem Punkt und zu jeder Zeit neu auszurichten und seinen Angriff neu zu strukturieren, gemeint.

Buddhismus

Zweitens spielt der Buddhismus eine große Rolle innerhalb des WingTsun. Er beschreibt den Weg, mit welcher Einstellung der Schüler das WT erlernen sollte und mit welchem Arbeitseifer er dem Unterricht folgen muss. Die Buddhisten sagen: “Der Weg ist das Ziel” und somit sollte das Training nicht dem Erreichen eines vorher gesetzten Zieles dienen. Vielmehr ist das Training an sich bereits das Ziel. Nur so ist es möglich mit seinem Geist bei dem hier und jetzt zu sein und seine Energie nicht an die Zukunft zu verschwenden. Im richtigen Ausüben der 1. Form ( Siu-Nim-Tao ) soll der Schüler einen Weg zum buddhistischen Denken aufgezeigt bekommen.

Konfuzianismus

Letztens ist auch der Konfuzianismus maßgeblich am Unterrichtssystem des WingTsun beteiligt. Konfuzius beschreibt den richtigen, moralisch anständigen Umgang miteinander sowie den gegenseitigen Respekt der in jeder Situation vorherrschen sollte. Der familiäre Aufbau der Hierarchie im WingTsun ( SiFu, Sihing, Todai etc. ) geht auf das konfuzianistische Denken zurück. Jedoch sollte auch hier wieder klar gestellt werden, dass es keinesfalls um ein “blindes” Folgen oder nicht gerechtfertigten Respekt geht, sondern vielmehr um ein gegenseitiges Respektsverhältnis zwischen Schüler und Lehrer. Als Leitsatz gilt: “Unterrichte deine Schüler so, wie auch du unterrichtet werden möchtest” sowie im Umkehrschluss ” Behandle deinen Lehrer so, wie auch du behandelst werden möchtest”.

“Der Mensch tritt ins Leben weich und schwach,
er stirbt hart und stark,
Alle Wesen treten ins Leben weich und zart,
sie sterben trocken und dürr.
Darum: Das Harte und Starke ist Begleiter des Todes,
das Weiche und Schwache ist Begleiter des Lebens.
Daher: Ist ein Kriegsheer stark,
dann siegt es nicht.
Ist ein Baum stark,
dann ist er am Fall.
Das Starke und Große bleibt unten,
das Weiche und Schwache bleibt oben.”
(Tao Te King)